American Football - Die Legenden

Joe Montana - sicher der populärste Footballspieler aller
Zeiten. Schon in seiner ersten Saison als Starter führte er die
San Francisco 49ers zum Superbowltriumph (unvergessen dabei "The
Catch" von Dwight Clark bei auslaufender Uhr im NFC-Championship-Game
gegen die Dallas Cowboys). Und dies war erst der Anfang einer Ära,
in dem das Team aus Kalifornien in den achtziger Jahren die NFL
beherrschte. Joe "Cool" glänzte vor allem durch seine Sicherheit
und Präzision, mit der er scheinbar verlorene Spiele kühl und
konzentriert aus dem Feuer zu reißen vermochte und paßte damit
exakt in das Schema der "West Coast Offense" von Trainer-Guru Bill
Walsh, das auf kurze, schnelle, präzise und sichere Pässe setzt.
Legendär ist das Zusammenspiel mit seinen kongenialen Partner,
dem noch immer aktiven Wide Receiver Jerry Rice.
Dan Marino - vielleicht der beste Quarterback, den die Liga
je gesehen hat, führt er sämtliche bedeutenden Paßstatistiken der NFL an.
Und doch hat er nie den einen großen Triumph erreicht, ohne den die
glanzvollste Football-Karriere eben doch unvollständig bleiben muß: den
Gewinn des Superbowls, des großen Saisonfinales. Dan "the Man" war
ein Quarterback alter Schule: nach dem Snap drei Schritte zurück,
in der "Pocket" seiner Linienspieler verharrend, die Augen über
das Feld schweifen lassend, schließlich den Ball mit seinem kraftvollen
Wurfarm tief in das Backfield des Gegners schleudernd. Doch so stark und präzise
sein Wurf auch war, blieb er ein Ausbund von Immobilität und entsprach
gegen Ende seiner Karriere immer weniger dem modernen Ideal des
beweglichen, scramblenden, unberechenbaren Quarterbacks, der auch
durch seine Läufe für den Gegner brandgefährlich ist. Und so wird er
die Ikone einer vergangenen Ära bleiben, deren Spielweise er allerdings
zur Vollkommenheit perfektioniert hat.
Brett Favre - der Mann mit der Nummer 4, der seine Green Bay
Packers, dieses ganz spezielle Team in der NFL, das nicht einem
milliardenschwären Mäzen gehört sondern über Anteilsscheine den
eigenen Fans, nach 30 Jahren wieder zu einem SuperBowl-Erfolg führte und
drei Jahre hintereinander zum MVP (Most Valuable Player) der Liga gewählt
wurde. Er ist der Meister des Scramblens, der Improvisation, stark,
wenn er unter Druck gesetzt wird, immer in der Lage, einen scheinbar
mißglückten Spielzug durch einen unkonventinellen Unterarmpaß
mit spitzbübischer Freude über den gelungenen Coup noch
in einen Touchdown zu verwandeln. Leider ist auch er momentan nicht
in der Lage trotz der nach wie vor aufblitzenden Genialität seine
nur noch unterdurchschnittlichen Mitspieler zu alten Erfolgen zu
führen.
John Elway - "Captain Comeback" war sein Spitzname. Kein anderer
Spielmacher hat in den letzten Spielminuten so oft einen Rückstand in
einen Sieg umzumünzen vermocht wie er, der Meister des Two-Minutes-Drills,
wenn in den letzten Minuten die Mannschaft ausschließlich mit Pässen
über das Feld zu treiben ist, weil jeder Laufversuch nur noch ein
Zeitverlust ist, wenn jeder Spielzug von der Improvisation und Intuition
des Spielmaches abhängt, da keine Zeit mehr für eine ausgedehnte
Beratung (das sogenannte "Huddle") vorhanden ist. Und wie in jedem
einzelnen Spiel, so hat er auch in seiner Karriere seine Erfolge erst
in den letzten Minuten feiern können, als ihm endlich ein adäquates
Team zur Seite stand, das er zu zwei Superbowltriumphen führen könnte,
zuerst noch als Außenseiter gegen die Green Bay Packers, in seinem
letzten Jahr aber endlich als das dominierende Team der Liga.
Kurt Warner - seine Geschichte klingt nach einem schlechten
Hollywood-Skript und wird sicher auch zu einem solchen verwurstet
werden: vor drei Jahren schleppte er noch Kisten in einem Supermarkt,
war ein namenloser BackUp, als sich in der letztjährigen
Saisonvorbereitung der Quarterback der St. Louis Rams verletzte.
Kurt Warner kam auf das Feld, sah und siegte, gewann Spiel um Spiel mit seinen
präzisen, kaum zu verteidigenden Pässen, jagte sein Team Woche um
Woche zu neuen Punkterekorden, und ließ sich dann auch in den
PlayOffs von keinem der etablierten Gegner mehr stoppen, sondern führte
die in der Vorsaison noch völlig desolaten St. Louis Rams beinahe
im Alleingang zum Superbowl und gewann auch dieses Spiel höchstpersönlich
zu einem kritischen Zeitpunkt mit einer "Bombe" über 80 Yards zum
entscheidenden Touchdown.